[242] im Brachmonath 1762.
Den Musen hold und treu
Heiß ich den Gram vorbey
Vor meinem Herzen fliehn
Hin nach dem stolzen Wien!
Da tödt er jede Lust
In böser Räthe Brust;
Und den, der andrer Glück
Besieht mit finstern Blick,
Und den, der Geld bewacht,
Den quäl er Tag und Nacht!
[243]
Die Furcht, die Traurigkeit,
Den Kummer um die Zeit,
Die morgen kommen soll.
Vertreib du mir, Apoll!
Mir gieb dein Saitenspiel
Den Freunden gieb Gefühl
Der klugen Welt Gehör;
Dann heisch ich mir nichts mehr
Als nächtlich sanfte Ruh1
Vom Vater Zeus dazu.
Mein ist kein Winkel Land
Und keine Traubenwand;
Des Hagels Schlag zerbricht
Mir Baum und Weinstock nicht;
Vor meinen Thoren rollt
Kein Wagen, der auf Gold[244]
Und abgestiegne Pracht
Den Pöbel gaffen macht;
Auch steiget in mein Haus
Kein falscher Freund daraus.
Du Bruder von dem May
Becränzter Monath sey
Mit deinen Rosen mein
Streu sie um unsern Wein!
Die jüngsten, die du hast
Becränzet sey ihr Haupt
Ihr Becher sey belaubt,
Mit Epheu, der verliebt
Den nahen Baum umgiebt!
[245]
Hier find uns noch der Mond,
Und wenn sein Creyß bewohnt,
In seiner größten Stadt
Auch Musenkinder hat;
So laden wir sie ein,
Sie sollen Zeugen seyn:
Wir trinken Friedrichs Sieg
Das Ende von dem Krieg,
Und wollen, daß Apoll
Selbst mit uns trinken soll!
1 Die Dichterin hatte über schlaflose Nächte geklaget.
2 Herr Ramler.
3 Herr Gleim.
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