An mein Vaterland

[160] Heil dir, du liebes Vaterland,

Du Land voll Kraft und Muth!

Heil dir! dein Kaiserkronengold

Gabst du dem König Leopold;

Wie groß ist er, wie gut!


Allüberall verkündet es

Metallner Donnerton.

Wenn du ein deutscher Bürger bist,

So jauchze laut! Dein Kaiser ist

Theresens weiser Sohn.[160]


Die göttliche Religion

Hat ihn so gut gemacht,

Die göttliche Religion,

Sie, die des höchsten Herrschers Sohn

Auf unsre Welt gebracht.


Drum trägt die Wage er so stät,

Die ihm ein Engel gab,

Er wägt, gleich ist ihm Herr und Knecht,

Des Fürsten Recht, des Bettlers Recht

Auf gleichen Schalen ab.


Dem Weisen, Guten, Frommen ist

Sein Auge Sonnenschein;

Lohn glänzt für sie in seiner Hand.

Doch wird sein Auge Wetterbrand

Dem Lasterhaften sein.


Ihr Musen, stellt euch um ihn her,

Er ist den Musen hold,

Der guten Fürstin Sängerin

Tönt in die goldene Telyn

Den Namen Leopold.


Der Aufruhr, dessen Schwefelhauch

Die Herzen wild beflammt,

Flieht aus Thuiskons Eichenhain

Vor Leopold, zur ew'gen Pein

Im Höllenschlund verdammt.


Es herrscht des Himmels schönster Sohn,

Der Friede, weit und breit;

Mit ihm geht Duldung Hand in Hand

Durch unser liebes Vaterland,

Und Treu und Redlichkeit.


Ihr deutschen Brüder, mich durchdringt

Des Himmels Vorgefühl;

Es tönt zusammen Haupt und Glied

So himmlisch, wie ein hohes Lied,

Auf Engelharfenspiel.[161]


»Geschehen ist nun, was ganz Deutschland mit jedem heißen Wunsche verlangte, Leopold, der unsterblichen Theresia Sohn, des großen Josephs Bruder, Leopold, der Weise, der Menschenfreund, der Christ, ist Deutschlands Kaiser.«

Quelle:
Christian Friedrich Daniel Schubart: Gedichte. Leipzig [o.J.], S. 160-162.
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