[Anstimmen wollt ich ehmals ehernen Rufes Ton]

[96] Anstimmen wollt ich ehmals ehernen Rufes Ton,

singen das hohe Lied des Hasses meiner Zeit.

Doch wem der Blitz, das Rollen des Donners nicht

wohnt in der seelengebietenden Rechten,


der wage frevelnd niemals göttlich erhabnen Kampf!

Schau: mit des Kriegers Schwert spielt ernst erregt das Kind

und wills aufheben immer mit neuer Müh,

bis es beim Lachen der Eltern erröthet.


Auch meine Hand ist kraftlos: flattert im Morgensturm

wogend des Banners Tuch, bestrahlt vom Frührothglanz,

nicht taugt in meine Hand der bewegte Schaft,

Stärkere sollen dem Sturme begegnen!


Der süssen Freude Wohllaut lauschte mein junges Herz,

Lieder der Liebe sang ich froh mit heitrem Mund.

Noch streck ich aus, empor zu der Götter Thron

offen erhobene, freudebegehrende Hände.

Quelle:
Otto Erich Hartleben: Meine Verse. Berlin 1905, S. 96-97.
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