Elfter Auftritt.

[81] Der Jäger. Otto. Gabriele. Gomez. Der Alkalde. Gerichtspersonen. Jäger. Fürstliche Diener. Hirten. Hirtinnen.


OTTO wirft das Schwert von sich, breitet gegen den Jäger die Arme aus, doch schnell gefaßt beugt er sich über dessen Hand und drückt sie ans Herz.

Ihr seid's, mein Prinz!

ALLE.

Es ist der Prinzregent!


Sie knieen ehrfurchtsvoll nieder.


Der Prinzregent, der Prinzregent!

Jäger giebt einen Wink. Alle erheben sich. Otto tritt nach der Mitte zurück.


JÄGER zu Gabriele.

Den du Jäger nur genannt,

Ist der Prinz, ist der Infant,

Er beschützt die Schäferin,

Denn sein Herz nur leitet ihn.

[81] CHOR DER HIRTEN.

Der ein Jäger sich genannt,

Ist der Prinz, ist der Infant.

Gern verzeiht sein milder Sinn,

Denn »den Guten« nennt man ihn.

GABRIELE UND GOMEZ.

Den ich / du Jäger nur genannt,

Ist der Prinz, ist der Infant.

Er beschützt die Schäferin!

Den ich / du Jäger nur genannt,

Ist der Prinz, ist der Infant!

CHOR DER JÄGER.

Der sich Jäger nur genannt,

Ist der Prinz, ist der Infant.

Nr. 21. Terzett und Chor-Finale.


JÄGER zu Gabriele.

Doch nun zu dir, du Holde, Gute, Schöne,

Die wie ein Schutzgeist über mich gewacht,

Mit banger Wagnis Rettung mir gebracht!

Wo gäb's den Lohn, der deine Treue kröne?

Du pflegtest freundlich den Verirrten,

Du warntest mich mit eigner Todsgefahr;

Du bist so hold – nicht länger bei den Hirten

Blüh' diese Blume zart und wunderbar.

GABRIELE auf Gomez zeigend.

O Herr, diesen Hirten hab' ich mir erkoren.

JÄGER schmerzlich lächelnd.

Ist das der Rechte?

GABRIELE nickt bejahend.

Trenne nicht das Band der Liebe,

Störe nicht der Herzen Glück.

In dem Thale blüht die Blume,

Auf der Höh' bleibt sie zurück.

GABRIELE UND GOMEZ.

Trenne nicht das Band der Liebe,

Störe nicht der Hirten Glück.[82]

In dem Thale blüht die Blume,

Auf den Höhn bleibt sie zurück.

JÄGER.

Wie bezaubernd ruft die Liebe,

Ohne Liebe ist kein Glück,

In dem Thal, wo sie erblühte,

Bleibt mein Wunsch, mein Herz zurück.

GABRIELE UND GOMEZ.

Trenne nicht das Band der Liebe,

Störe nicht der Hirten Glück.

In dem Thale blüht die Blume,

Auf den Höh'n bleibt sie zurück,

Störe nicht der Liebe Freuden!

JÄGER.

Wie bezaubernd ruft die Liebe,

Ohne Liebe ist kein Glück;

In dem Thal, wo sie erblühte,

Bleibt mein Wunsch, mein Herz zurück,

Bleibt mein Herz, mein Herz zurück!


Er geht einige Schritte auf und ab, dann zu Gabriele.


Also willst du ihn?

GABRIELE.

Er hat mein Herz, er hat mein Herz!

JÄGER.

Nun, das wollt' ich prüfen.

GABRIELE UND GOMEZ.

Freundlich mög' dein Blick

Zu unsrer Lieb' sich wenden,

Dann wird unser Glück

Im Erdenthal nicht enden.

JÄGER.

Immer wird mein Blick

Zu diesem Thal sich sehnend wenden,

Zu ihm zurück, zu ihm zurück

Die Brust den Wunsch der Liebe senden.


Leise zu Otto.


Dir berg' ich nicht

Des schwachen Herzens Tiefen;

Verzicht' ich auch auf Liebesglück,

Bleibt doch die Wunde hier zurück!


Laut zu Gabriele und Gomez, zwischen sie tretend und ihre Hände ineinander legend.
[83]

Lebt wohl, lebt glücklich! Bleibt auch fern mir hold!

Nimm jetzt dies Kettlein als des Dankes Sold.


Er nimmt die Kette von seiner Brust und hängt sie Gabriele um.


Doch für die Mitgift werd' ich morgen

Durch meinen treuen Otto sorgen.

Gedenket mein! nur dieses sei mein Teil!


Er geht nach links an den Tisch, bedeckt und bewaffnet sich.


GABRIELE.

O edler Prinz!

ALLE.

Heil! Habsburgs Enkel heil! Heil! Heil! Heil! Heil!

Otto tritt näher.


JÄGER zu ihm.

Nun fort, mein Freund! Die Pferde vor!

Doch denk' ich oft zurück.

Dem Hirten eint, was ich verlor,

Sein freundliches Geschick.

Er wendet sich mit Otto nach hinten.

Die Jäger und Diener folgen ihm.

Der Alkade und die Gerichtspersonen ebenso.


JÄGER.

Nun fort, mein Freund, doch denk' ich oft zurück.

Dem Hirten eint, was ich verlor,

Sein freundliches Geschick!

Nun fort, mein Freund, die Pferde vor!

Doch denk' ich oft zurück.

ALLE chor.

Des Fürsten Wort, des Fürsten Hand

Streut mild den Segen aus,

Und immerfort gedeih' das Land,

Erblüh' das Kaiserhaus!

Jäger wendet sich, im Mitteleingang angekommen, noch einmal grüßend und winkend zurück.

Die Hirten schwenken die Hüte zum Lebewohl.
[84]

Quelle:
Conradin Kreutzer: Das Nachtlager von Granada. Leipzig [o. J.], S. 81-85.
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